21.10.-20.11.2004, Los Angeles und Umgebung

Nach einer gut 20-stuendigen Odyssee von München über Amsterdam (Schipohl) und Mephis, Tennessee (Einreise in die USA, zum ersten Mal mit Fingerabdruck und Photo) sind wir schließlich am 21.10. gegen halb neun abends in Los Angeles (LAX) gelandet.
Ziemlich müde warten wir bei der Gepäckschleife auf unsere insgesamt gut 50 Kilo schweren und recht großen Taschen und werden von Holger und Daniel in Empfang genommen, die sich bereit erklärt haben (da wussten sie noch nicht, was auf sie zukommt ), uns für "die nächsten Tage" aufzunehmen.
Nachdem wir noch unseren Mietwagen abgeholt haben, geht's Richtung West Hollywood ins russische Viertel, eine sehr angenehme Wohngegend, in der die beiden ihre 2-Zimmer-Wohnung und einen kleinen gemütlichen Garten gemietet haben (ohne Verkehr eine gute halbe Stunde vom Flughafen entfernt, für LA-Verhältnisse sozusagen nebenan). Noch mit einem Bier vesorgt, fallen wir recht bald und ziemlich erschöpft ins Bett.

Den nächsten Tag (Freitag) wollen wir "erstmal ankommen" und fahren (nach einem Frühstück im Kings Road Cafe, wo's auch 'vernünftigen' Kaffee gibt) im LA-typischen stop-and-go Verkehr Richtung Santa Monica, um den Pazifik und den zugehörigen Strand (incl. Touristen-Pier) anzuschauen.
Als ersten Schritt zum Erwerb eines Reisefahrzeugs (unser eigentliches Ziel in LA) kaufen wir uns eine Zeitschrift mit Wohnmobil-Inseraten (RVtrader, s.a. Tips), und finden einen Hinweis auf die alljährliche RV-Show in Pomona, die gerade an diesem Wochendende stattfindet und die wir am Samstag besuchen. Nach einer kleinen Irrfahrt durch Pomona finden wir schließlich doch noch das riesige Areal, auf dem wir hoffen, ein paar Eindrücke und Anregungen für unser eigenes Wohnmobil zu bekommen.
Zwischen den riesigen Wohnmobil-Bussen, die gut 95 Prozent der Ausstellung ausmachen, sind tatsächlich auch ein paar Mobile zu sehen, die zwar in ihren Ausmaßen unseren Vorstellungen nahe kommen, jedoch nicht in ihrem Preis. Wir sind trotzdem (noch) zuversichtlich, ein gebrauchtes Fahrzeug zu einem angemessenen, d.h. für uns bezahlbaren Preis bei einem der zahlreich neben dem Highway angesiedelten RV-Händlern zu finden.
Blick Richtung Santa Monica Pomona RV-Show: normale RV-Größe kleines RV


Für den nächsten Tag lassen wir uns (trotz ersten aufkommenden "wir muessen unbedingt ein Wohnmobil kaufen"-Gefühlen) zu einem Ausflug in den ca. zwei Stunden entfernten Joshua-Tree-Nationalpark mit unseren Gastgebern überzeugen. Ein sehr schöner Tagestrip, mit kleiner Wanderung (inklusive Verlaufens :) und Sonnnenuntergang in wüstenähnlicher Umgebung.

Immer noch etwas von Jetlag ausgeknockt, geht's am Montag viel zu spät los auf den I-10 Richtung Osten, hier hatten wir auf dem Weg in den Joshua-Tree-NP einige RV-Dealer gesehen. Wir klappern ein paar ab, fragen zwischen 40-Fuss-Mobilen stehend nach etwas in der Länge von bis zu 6 Metern und ernten natürlich nur ein Achselzucken mit dem Hinweis auf einen anderen Händler, der das vielleicht haben könnte.

Wir folgen dem Ratschlag eines Veteranen, den wir auf der RV-Show getroffen haben und fahren ins Travelland, einem Ausstellungsgelände verschiedener Händler. Auch dieses Gelände ist US-typisch zum Erkunden mit dem Auto ausgelegt, als wir unser Auto dennoch abstellen, um uns zu Fuss umzuschauen, werden wir gleich vom ersten Verkäufer abgefangen, der uns auf unsere Frage nach etwas "kleinerem" gleich freudestrahlend ein Wohnmobil von Westfalia (Mercedes) für 80.000$ vorstellt. Wir gestehen, doch etwas in einer niedrigeren Preisklasse zu suchen, worauf uns ein älteres amerikanisches Van-Modell präsentiert wird. Neben dem Geruch von reichlich Desinfektions- und Reinigungsmitteln erwarten uns 3cm tiefe Plüschteppiche und als Krönung thront (war tatsächlich auf einem 30 cm hohen Sockel montiert) im Heck des Fahrzeugs eine Kloschüssel! Nicht in einer Kabine o.ä. und ebenfalls von dickem (saugfähigem, sehr praktisch!) Plüsch umgeben. Ein Traum!

Unser nächster Schritt war, die Zeitung und das Internet nach privaten Anzeigen zu durchforsten und uns einige dieser Angebote vor Ort anzuschauen. Neben unzähligen Meilen (wir haben doch gezählt, es waren am Ende ca. 2000) haben wir zahlreiche Wohnmobile und Camper bewundert und bestaunt und ebenso viele interessante Begegnungen gehabt.
Nach unseren bisherigen Erfahrungen mit Van-ähnlichen Fahrzeugen (wir hatten ebenfalls überlegt, zum klassischen VW-Bus zu greifen, war uns aber für das Gebotene (wenig Platz und Bodenfreiheit) zu teuer) hat sich als die für unsere Anforderungen geeignetste (und bezahlbare) Variante ein so genannter Truck-Camper abgezeichnet. Full-Size-Trucks (etwas größerer Pick-Up, insbesondere als die Modelle, die in Deutschland rumfahren) gibt's Unmengen in USA und auch einige (gebrauchte) Camper waren zu haben. Zunächst haben wir uns also nach einer geeigneten Wohnkabine umgeschaut, um anschliessend den passenden Untersatz zu finden. Die Suche nach dem Camper hat uns dabei u.a. in die Pferdestadt Norco (alles im Dunstkreis, d.h. 100-Meilen-Radius von LA) geführt, die sich anstelle von Bürgersteigen eben Pferdewege und den dazu passenden Geruch zugelegt hat. Hier haben wir der Toybox-Camper-Manufaktur (aus gutem Grund nicht gläsern) einen Besuch abgestattet, dessen CEO persönlich uns durch seine heiligen Hallen geführt hat. Wir konnten uns jedoch nicht zwischen dem monströsen Camper-Aufbau, einem steinalten Wohnmobil von gewaltigen Ausmaßen oder der von ihm empfohlenen und für uns maßgeschneiderten Anhänger-Variante entscheiden, da wir zu beschäftigt damit waren, beim Ausweichen vor den Pferdeäpfeln nicht in die Hundehaufen zu treten.
Nach zahlreichen weiteren Besuchen (tatsächlich waren es fast immer sehr freundliche und sympathische Leute, die wie getroffen haben) haben wir im am weitesten entfernten Ort unserer Suche, bei Phyllis und Roy in Yucca Valley, tatsächlich einen Camper gefunden, der unseren Vorstellungen entsprochen hat. Somit war der erste (und schwierigere, so dachten wir jedenfalls) Punkt erledigt und wir konnten uns der Suche nach einem Truck widmen.

Auch hier haben wir wieder einen bunten Querschnitt durch Amerikas Bevölkerung gesehen, auch hier konnte jeder auf deutsch bis drei zählen, hatte deutsche Verwandte oder konnte zumindest auf Schwarzenegger verweisen, auch hier war von Hippie bis zum nationalflaggenbewehrten Nagelscherenvorgartenrasenschneider wieder alles vertreten, auch hier waren wieder (fast) alle ausgesprochen freundlich.
Es war allerdings schwerer, einen passenden Truck zu finden, als wir uns das vorgestellt hatten, insbesondere, da unser Camper ein Short-Bed erforderte (d.h. eine kurze Ladefläche), was aber erst in den letzten Jahren populärer wurde (die Grossstadttauglichkeit (Wendekreis, Garage) von Allradfahrzeugen ist ein wichtiges Verkaufsargument). Entsprechend groß war die Auswahl an neuen und somit teuren Fahrzeugen, preiswertere (ältere) short-bed-Modelle sind recht rar.
Deshalb waren wir recht erfreut, bei Sebastien einen passenden und bezahlbaren Truck zu finden. Auch der Besuch auf seinem Anwesen in einem RV-Park (wie passend) und das auf der Ladefläche liegende Getriebe sowie die eigenwilligen Qualitätsmerkmale konnten uns nicht abschrecken. Tja, wir wollten halt endlich ein Auto haben und losfahren. Trotzdem ließen wir uns nicht von einem letzten General-Check in einer Werkstatt unserer Wahl abhalten, den wir für den nächsten Tag mit Sebastien vereinbarten. Guter Dinge und mit der Aussicht, endlich unser Gefährt zu komplettieren, fuhren wir zu dritt in die Werkstatt. Der dortige Chef nahm mit uns die Daten des Fahrzeugs auf und nach einer kurzen Wartezeit wurden wir beide hereingerufen, wir hatten gefragt, ob wir bei der Inspektion zuschauen könnten. Statt in die Werkstatt nahm uns der Meister allerdings mit in ein dunkles Seitenzimmer und fragte uns, ob wir uns sicher seien, dieses Auto kaufen zu wollen. Unsere fragenden Blicke beantwortete er mit der Bemerkung, dass dieses Auto eigentlich nur noch Schrott sei, das bei ihm(!) vor einem halben Jahr rumstand und dann zum Ausschlachten verkauft wurde, an Sebastien. Tja. Schock. Frust. Aber doch irgendwie Glück gehabt.
Also wieder von vorne, Internetanzeigen durchstöbert, losgefahren, Autos angeguckt, fast schon Routine. Und schließlich hat's auch geklappt: bei Jeff in Upland haben wir unseren Truck doch noch gefunden, diesmal war auch der finale Check ok. Danach ging's recht flott weiter: gekauft am Freitag, in der Nacht von Freitag auf Samstag versichert, am Samstag(!) zugelassen (beim AAA möglich, siehe Tips) und auch gleich noch die notwendigen Halterungen für den Camper montiert (Cash macht aus zwei Wochen Wartezeit lediglich zwei Stunden), so dass wir am Sonntag morgen Richtung Yucca Valley aufgebrochen sind, um unser Reisemobil zu komplettieren. Nach ca. 6 Stunden Einweisung (aber die waren auch nötig) sind wir dann stolz wieder zurück "nach Hause". Geschafft. Erstmal.

unsere Host-Family (im Joshua-Tree NP) Halloween Lowenbreukeller, L.A.


Zwischen dem ganzen ermüdenden und nervenden Suchen nach unserem Mobil haben wir natürlich auch in LA einiges erlebt. Zum Beispiel den West-Hollywood-Carneval auf dem Santa-Monica-Boulevard (es war saukalt, aber die Leute auf den Photos hatten noch vergleichsweise viel an) oder den Lowenbreu-Keller (3211 W. Beverly Blvd.), der jeder Beschreibung spottet, deshalb beim naechsten LA-Besuch nicht versäumen (allerdings lieber keine Bratwurst essen und immer nur einzeln ein neues Bier bestellen). Unsere Freundin Edda hat einen Abstecher aus Atlanta gemacht und ist mit uns um die Häuser gezogen. Wir haben in einem Buchladen in Venice Bürostuhlrennen veranstaltet. Und einiges mehr.

Aber auch nachdem wir unser Reisegefährt hatten, war natürlich noch längst nicht alles komplett. Aus diesem Grund beschlossen wir, eine kleine Auto-und-Camper-Kennenlerntour in Richtung Death Valley und Las Vegas zu unternehmen, um festzustellen, wie und ob alles funktioniert und was wir noch brauchen. Die erste Nacht in unserem Camper haben wir dann auf einem Parkplatz neben einer Tankstelle kurz vor der westlichen Einfahrt ins DV verbracht, am nächsten Morgen die sehr schöne Fahrt hinab ins Tal des Todes. Nach einer kleinen Tour auf die Sanddünen nahe Stovepipe Village (natürlich wieder mit Sandalen :), zum Glück ist es im Winter auch im DV etwas kühler) ging's Richtung Furnace Creek. Aber die gewaltigen Ansammlungen von riesigen RV's scheinen uns zu verfolgen, nach den zahllosen Händlerarealen rund um LA stehen auf dem Campingplatz im Death Valley ca. 1000 solcher Fahrzeuge rum, Western Arts Festival statt Wüstenromantik. Nach einem kurzen Trip auf dem Strip bleiben wir noch zwei Nächte im Lake Mead NP (incl. Hooverdam-Besuch und zugehörigem Homeland-Security Check unseres Fahrzeugs), bevor wir nochmal nach LA zurückkehren, um die letzten Ersatzteile etc. zu besorgen und uns von Holger und Daniel zu verabschieden.
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Death Valley Las Vegas HooverDam

Dann geht's endlich los Richtung Süden, noch eine Nacht in San Diego und dann wartet die mexikanische Grenze in Tijuana auf uns und unsere Reise kann beginnen..

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