01.07.05 - 11.07.05, BOLIVIA: von San Pedro de Atacama nach Uyuni

Von San Pedro de Atacama ging's los zu einem der schoensten und eindruecklichsten Abschnitte unserer bisherigen Reise: gemeinsam mit Lui, Tobi und Jason, unseren drei Bikern, fahren wir durch das bolivianische Altiplano vorbei an farbenpraechtigen Lagunen, bizarren Steinformationen, gemuetlich warmen und kochend heissen Wasserloechern bis zum Salar de Uyuni, das ganze eingebettet zwischen schneebedeckten Vulkanen und dem unglaublich blauen und klaren Himmel...
Richtung Grenze vor der Grenze auf der Grenze

Die chilenischen Grenzformalitäten (noch in SPdA) sind schnell abgehandelt und dann geht's bergauf, 40km und 2000 Hoehenmeter Richtung argentinischer Grenze auf der (für einige Zeit letzten) asphaltierten Strasse, bevor links eine Schotterpiste zur bolivianische Grenze abzweigt.
In kurzen Hosen und Badelatschen aufgebrochen, merken wir schon auf den 5 Metern zur Grenzhuette, dass dies trotz strahlenden Sonnenscheins wohl nicht die adaequate Bekleidung fuer die nachsten Tage sein wird und verstehen auch die etwas skeptischen Blicke des Grenzbeamten, der uns mit seinem einzigen Stempel 30 Tage (statt der üblichen 90) Aufenthalt genehmigt. Den Zoll (fürs Auto) sucht man hier vergeblich, der sitzt gut 100km weiter im Niemandsland...
Anfahrt zur... ...Laguna Verde an der Laguna Verde

Laguna Verde, Piedras de Dalí

Schon nach ein paar Kilometern erreichen wir die Laguna Verde, nach unserer Meinung eine der faszinierensten Ecken hier, so sieht es wohl aus, wenn man auf dem Mars Wasser entdeckt…
Ein knallgrüner See, die Salzkrusten am Rand gleichen gefrorenen Gischtkämmen, das Ganze umgeben von einer roten Sandwüste und gewaltigen Bergen…

Allerdings bläst es hier mit mindestens 6 Windstärken, auf 4 1/2 tausend Meter wird's da doch etwas frisch und wir so fahren wir weiter (not the ideal climate for surfing, I must admit :).
Nach einer kurzen Brotzeitpause begegnen wir drei Radlern, die ihre Drahtesel auf uebler Schotterpiste dem Wind und Staub entgegen schieben und deren Mienen nicht nur reine Freude verkuenden...

Kurz darauf gibt's einen Abstecher zu den Piedras de Dali, bizarr geformten Felsen mitten in den sandigen Weiten, wo wir auch unseren schrecklichen Verlust bemerken: unser Tisch ist verschwunden! Genauer gesagt die Tischplatte, die auf dem Dach offensichtlich nicht ausreichend anti-ripio-gesichert war, aber immerhin bleiben uns noch die vier Pfosten…

bolivianisches Altiplano irgendwo hier muss er sein, unser Tisch ein paar der Dalíesken Steine

Laguna Chaviri

An der Laguna Chaviri gibt es ein paar Termales, die nach dem Aufbau des Lagers natuerlich von uns geentert werden: a Traum! Draussen wird es immer frischer, die Sonne neigt sich dem Horizont entgegen und wir hocken in angenehm warmen Wasser…

Wir werden pünktlich vor Sonnenaufgang wach und springen bei recht frischen minus 20 Grad in der Morgenröte in den Pool, der schon von Jason besetzt ist, die Nacht war wohl doch etwas kuehl…
Zwischen den warmen Dampfschwaden erhebt sich über den See begrenzenden Bergen die Sonne… perfekt!

Frisch gebadet und aufgewärmt gibts Frühstück, wir sehen die ersten Jeeps anrollen, denen ziemlich verfroren wirkende und in Berge von Klamotten eingepackte Touris entsteigen, die mutigsten halten einen Zeh in den Thermal-Pool, bevor es nach ein paar Minuten wieder weitergeht…
Die sich danach wieder einstellende Ruhe ist allerdings nur von kurzer Dauer, dann rueckt schon ein Parkaufseher mit seinem Moped an. Und natürlich hat er uns sofort als finanzkräftige, Multa-zahlende Verbrecher im Visier: auf unserem Standplatz dürfe man nun wirklich nicht stehen, wie schon der Schilderwald um die Thermal-Becken herum beweise. Tatsächlich stehen hier drei Schilder rum, zwei davon verbieten die Entsorgung von Müll im See (gerade wollten wir unsere verbrauchten Brennstäbe reinwerfen), das dritte hat wohl mal das Parken hier untersagt, ist aber leider in der Sonne zu jungfaeulich weissem Blech ausgeblichen und damit hatte es sich dann ausgemultat…
Trotzdem verweist er uns auf eine paar Meter entfernte Parkfläche, unser Rückzug dahin verzögert sich allerdings, da Jason noch schnell seinen Platten reparieren muss (geht erstaunlich flott), derweil schwätzt der Uniformierte mit ein paar Truckern, die ihr Restöl hier verklappen…

ÜF... ...incl. Lightshow... ...und Privatpool

Sol de Manana, Laguna Colorada

Es geht weiter Richtung Laguna Colorada, davor warten allerdings noch die Geysire Sol de Manana und der Zoll…
Der Weg windet sich wieder nach oben, auf fast 5000m dampft, zischt und brodelt es, Schwefeldämpfe umwehen die Nase, Schilder warnen vor möglichem Einbrechen durch die dünne Erdkruste… das ganze wieder für uns allein...

Erst als wir wieder fahren wollen, prescht ein Jeep heran, dessen Fahrer uns fragt, ob wir nicht einen seiner Passagiere mitnehmen könnten. Als der Gute bei uns im Auto hockt, entpuppt er sich als Zollbeamter, auf dem Weg, seinen Kollegen in der Aduana-Station abzulösen und verspricht uns natürlich eine schnelle Abfertigung…
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir unsere (bisher und wohl auch endgueltig:) höchste Zollstation: auf 5050mNN gelegen (andere GPS-Messungen verlegen den Zoll sogar auf ueber 5600m :), 100km hinter der Migracion. Grund für die Lage: Borax-Abbau und die zugehörige LKW-Schar. Die Zoll-Abfertigung geht tatsächlich recht schnell, was aber vielleicht eher daran liegt, dass wir die einzigen hier sind… jedenfalls darf unser Auto länger hierbleiben als wir: 90 Tage.

Sol de Manana heiss und schlammig das haben wir doch schon mal irgendwo gesehen...

Einige ups and downs und unzählige Kurven spaeter duesen wir mit dem letzten Gefälle auf die Laguna Colorada zu: ein sehr schöner Anblick von oben, ein tatsaechlich ziemlich roter aus der Naehe, mit daraus hervorragenden, salzverkrusteten, Eisberg-gleichen Felsinseln... und einer beschissenen Wellblechpiste auf den letzten km bis zum Refugio, wo unsere Biker Unterkunft suchen (ob neben den Leitungen im Sanitaerbereich auch die Gerueche eingefroren waren, ist nicht bekannt) und wir den farbenprächtigen Sonnenuntergang bestaunen, bei dem die Lagune ihrem Namen alle Ehre macht.

Laguna Colorada Weg zum Refugio Ciel Colorado

Arbol de Piedra

Auf frei wählbarer Spur durch Wellblech-Sand-Gemisch (hoppeln oder saufen, die Qual der Wahl) brettern wir weiter Richtung Arbol de Piedra. Zunaechst kommt nichts weiter als kilometerweise Sand, als plötzlich meterhoch ragende Felsenbloecke auftauchen... mit dem besonders bizarr von Wind und Wetter geformten "Steinbaum" ergibt sich eine einmalige Atmosphaere.

Hier machen wir auch eine ausgiebige Fruehstueckspause, fahren dann weiter über das Hochplateau, die Berge um uns herum leuchten in allen Farbschattierungen von Schwarz über Tiefrot bis Weiß, in der Ferne die schneebedeckten Gipfel, die sich in der heißen Luft spiegeln.

Kurz bevor wir die Laguna Hedionda erreichen, werden wir von einem Touranbieter fast gerammt und gestoppt, der uns Nachricht von unseren 3 Bikern überbringt: sie stehen noch oben auf dem Pass, wir haben sie ungesehen ueberholt…
Überzeugt von der Funktionalität der Jeep-Kommunikation stoppen wir den nächsten uns entgegenkommenden und geben ihm die Nachricht an unsere Mopedler mit, dass wir hier unten warten. Und nachdem wir den Jungs doch nicht ganz trauen, das gleiche beim nächsten noch mal…
Und siehe da: es klappt, eine halbe Stunde später stehen LTJ neben uns, etwas weiter schlagen wir unser Nachtlager auf, in völliger Einsamkeit.
Arbol de Piedra... ...and around ja, Steinespalten macht muede

Laguna Hedionda, Alota, San Cristóbal

Nach der kaeltesten Nacht erreichen wir einige Kilometer weiter die Laguna Hedionda, bevoelkert von zahlreichen Altiplano-Flamingos und nicht ganz so vielen Touris, kurz darauf biegen Richtung Alota ab. Es folgen eine Flussdurchquerung, ein bisschen steinbruchartige Piste, es geht
vorbei am Jardin de Piedras, die Rauchwölkchen des Ollagüe zur Linken, Durchschnittsgeschwindigkeit ein paar km/h. Als wir zu zweifeln beginnen, ob wir unser heutiges Etappenziel überhaupt erreichen, stoßen wir auf eine aus dem Nichts auftauchende Autobahn-ähnliche Piste: 10m breit, kein Wellblech, keine Schlaglöcher, kein Verkehr, Vollgas (also 80:).
Nach einer ¾-Stunde erreichen wir Alota, eine Siedlung, die im Windschatten der Straßenbaumaßnahmen offensichtlich auch einer Radikalverschönerungskur unterzogen wurde: das 200-Seelen-Dorf hat eine zweispurige Allee verpasst bekommen, groteske Beton-Stein-Säulen säumen die Mitte, sonst ist hier absolut nichts los, wir ernten ein paar verschämte Blicke durch geschlossene Fensterlaeden, bevor wir weiter nach San Cristóbal brettern.
Hier wird der Sprit noch handgepumpt, was den guten Tankwart bei unserer Ankunft ziemlich schwitzen laesst, und aus den Duschen (kein Elektro-Schock-Schrott) kommt viel und heisses Wasser, herrlich...

Campingplatz Laguna Hedionda Flaniermeile in Alota

Am naechsten Tag fahren wir erst noch ein Stück auf der Rennstrecke, bevors links ab nach Rio Grande geht, Staub, Sand, Llamas, bevor wir die ahnungslosen Leute in Rio Grande nach der nächsten auf den Salar de Uyuni führenden Rampe fragen. Ein paar km geradeaus, dann rechts und dann kaeme eine 1a-Rampe. Ob sie denn trocken waere? Claro que si, seco, no hay problemas! Na dann! Tatsächlich finden wir nach 20km die Rampenauffahrt, frohgemut biegen wir ein, es geht zig Kilometer auf der Auffahrt dahin, in der Ferne deuten zwei gewaltige Säulen deren Ende an.
Zunächst sieht alles hervorragend aus, links und rechts von uns breiten sich die weißen Weiten des Salzsees aus, doch auf einmal sieht das alles nicht mehr so fest und trocken aus, es bilden sich Pfützen, die irgendwann bis zum Horizont reichen und wir nur noch von Wasser umgeben sind, fester (befahrbarer) Untergrund ist nicht mehr in Sicht. Und genau hier wir das Ende der Rampe von zwei riesigen Salzsäulen markiert: ein halber Meter Wasser steht auf dem Salar, keine Möglichkeit für uns hier weiter zu kommen, es bleibt nur, die phantastische Aussicht zu geniessen und dann umzudrehen…

Der Weg zum naechsten uns bekannten Auffahrtspunkt zieht sich noch etwas, mitten in der wüstenähnlichen Umgebung werden wir plötzlich von einem auf Schienen dahinbrausenden roten Blechkasten überholt, bevor wir Julaca erreichen und dann schnurgerade über den trockenen Rand des Salars zur gegenüberliegen Halbinsel duesen. An deren Spitze erreichen wir schliesslich die Rampe und schlagen nach einigen Metern unser Nachtlager in der untergehenden Sonne auf dem schneeweissen Salar auf...
Karibik? naja, fast... kein Eis, aber -kalt puesto del sol al Salar

Salar de Uyuni

Durch die weiße Unendlichkeit fahren wir geradeaus zu Kaktusinsel, Isla Incahuasi, wo es zu unserer Überraschung recht neue Hütten (gratis Uebernachtungsmoeglichkeit fuer Selbstfahrer) und auch ein Restaurant gibt. Wir machen es uns in der Sonne an einem der Tische gemuetlich und geniessen nach dem erstaunlich guten Essen (Alpaca-Filet) noch ein paar Bierchen und begutachten die inzwischen zahlreich erscheinenden Touris, die vor ihrer von der obligatorischen Jeep-Beifahrerin zubereiteten Mahlzeit noch den Inselberg besteigen.
So vergeht der Tag aeusserst angenehm, als kleine Bewegungstherapie zwischen dem 7. und 8. Bier steigen wir auch mal auf den Kaktusberg, abends kommen noch 3 Radler (Mario und Thorsten und noch ein Kanadier) ueber den Salar gestrampelt, zwei wollen weiter Richtung San Pedro, einer nach Sucre.

Nach einem beeindruckend schoenen und kalten Sonnenaufgang sowie einem ausgiebigen Fruehstueck verabschieden wir uns zunaechst einmal von unseren 3 Mopedfahrern und machen uns zu einem einsamen Fleckchen irgendwo auf dem Salar auf. Nach 40 oder 50 km laden wir dann auch Thorsten mit seinem Radl aus, den wir ein Stueck Richtung Uyuni mitgenommen haben und geniessen die einmalige Atmosphäre (und die Ruhe:) …
Isla Incahuasi von unten... ...und von oben weiss-blau, fast :) wie dahoam

Uyuni

Gegen Abend fahren wir dann doch weiter Richtung Uyuni, bis wir kurz vor der Rampe von einer Rally gestoppt werden, ein paar Bolivianer brettern mit ihren aufgemotzten Schrottkisten über den Salar und erfreuen sich an der Wellblechpiste nach Uyuni (im Gegensatz zu uns), Geleitschutz fuer das Ganze gibt's vom Militär.
In Uyuni finden wir nach etwas Rumgegurke einen Standplatz, ein ziemliches Drecksloch, die Elektrodusche kann den Aggregatszustand des Wassers gerade noch soweit beeinflussen, dass keine Eisklumpen aus der Leitung rieseln, aber zumindest bekommen wir Strom.

Den kommenden Tag goennen wir unserem Mobil eine Reinigung und uns einen neuen Standplatz vor der Kaserne und der besten Pizzeria des Ortes, in der wir mit Lui, Tobi und Jason, die uns inzwischen wieder eingeholt haben, ein paar Bierchen und Teigfladen vertilgen.
Trotzdem machen wir uns relativ früh auf den Weg nach Potosí, eine Tagesfahrt durch schöne Landschaft und ueber Wellblech und Schotter entfernt...